Die Stadt und das Wohnen

Edelaar Mosayebi Inderbitzin

Die Stadt und das Wohnen betreffen wesentliche, ja existentielle Bereiche unserer alltäglichen Lebenswelt: die öffentliche Sphäre der Stadt als komplexe, sozio-ökonomische Organisationsform und die private Sphäre des Wohnens als das ursprünglichste und primärste Bedürfnis des Menschen. Rein quantitativ dominiert das Wohnen die Stadt: Wohnbauten bilden den «Körper» unserer Städte. Die beiden Bereiche werden deshalb nicht zufällig verknüpft: Sie bedingen sich gegenseitig in grundlegender Weise. Die Städte werden sich in unmittelbarer Zukunft unter den Bedingungen der «Energiewende» und veränderten klimatischen Konditionen radikal wandeln. Gerade für die gewachsenen, europäischen Städte wird das zu einem Wendepunkt: Möglicherweise können Städte nicht mehr ausschließlich nach traditionell-räumlichen Kriterien entworfen werden, sondern müssen verstärkt einer «metabolistischen» Logik unterworfen werden. Diese Umstände betreffen natürlich auch das Wohnen. Hinzu kommen soziologische Faktoren: Rund 70 Prozent des europäischen Wohnungsbestandes stammt aus der Nachkriegszeit und wurde nach den Idealen der kleinbürgerlichen Familie erstellt. Diese Tatsache widerspiegelt in keiner Weise die gegenwärtigen und zukünftigen Lebensformen, was die Erforschung neuer Wohnformen, Grundriss- und Gebäudetypologien unabdingbar macht.